Central European Papers, 2018 (roč. 6), číslo 1
Editorial
EDITORIAL
Dušan JANÁK
Central European Papers 2018, 6(1):7-9
Articles
Die sozialoekonomischen Determinanten von Streiks in Polen 1945–1948
Socio-economic conditions of strikes in Poland in 1945–1948
Jędrzej CHUMIŃSKI
Central European Papers 2018, 6(1):13-36 | DOI: 10.25142/cep.2018.001
In den Jahren 1945–1949 wurden in Polen mindestens 1.220 Streiks organisiert, von denen die Mehrheit – 73% – in drei Woiwodschaften stattfand: Lodsch, Schlesien und Krakau, und in zwei Industriezweigen: Bergbau und Textilindustrie – über 56%. Im Artikel werden die sozioökonomischen Bedingungen der Streiks vorgestellt, insbesondere der Zusammenhang zwischen den soziodemografischen Merkmalen des Arbeitermilieus und der Intensität von Streikaktionen. Die Reaktionen der politischen Behörden und des Sicherheitsapparats auf die von den Arbeitern organisierten Streikaktionen werden ebenfalls behandelt.
Gesellschaftlicher Widerstand: die wirtschaftlichen und politischen Streiks in Polen und im oberschlesischen Industriebezirk nach dem Zweiten Weltkrieg (1944–1970)
Social resistance: economic and political strikes in the Upper Silesian industrial district after the Second World War (1944–1970)
Ryszard KACZMAREK, Kazimierz MIROSZEWSKI
Central European Papers 2018, 6(1):37-57 | DOI: 10.25142/cep.2018.002
Der Hintergrund von Arbeiterstreikaktionen in der polnischen kommunistischen Ära war je nach geschichtlicher Epoche unterschiedlich. In Oberschlesien war ihre Besonderheit aufgrund von hoher Konzentration der Schwerindustrie in der Region und der großen Anzahl von Arbeitern wesentlich intensiver. Polnische Historiographie seit dem Jahre 1945 ist eher dazu geneigt, die jeweiligen Streikaktionen fast ausschließlich als Bestandteile des sozialen Widerstands gegen die Mächte zu betrachten. Dabei wird oftmals übersehen, dass sozialer Widerstand ein breiteres Phänomen darstellt. In der Regel wird es als spontaner, unorganisierter und nicht gesteuerter Protest...
Streikbewegung in Tschechoslowakei in den Jahren 1945–1948
Strike movement in Czechoslovakia in the years 1945–1948
Dušan JANÁK
Central European Papers 2018, 6(1):59-86 | DOI: 10.25142/cep.2018.003
Der Beitrag fasst die ersten Ergebnisse von Erforschung der Arbeiterstreikbewegung in der Tschechoslowakei zwischen den Jahren 1945 und 1948 zusammen, die im Rahmen des von der Grant-Agentur der Tschechischen Republik unterstützten Projekts „Industriearbeiter in den tschechischen Ländern zwischen 1938 und 1948“ herausbekommen sind. Durch Recherchen im Archiv des Tschechisch-Mährischen Gewerkschaftsbundes in Prag, im Archiv der Sicherheitsdienste und in anderen Archiven sind Daten zu 262 Streikaktionen gesammelt worden – fast doppelt so viele als die bisher aus der Tschechoslowakei zwischen 1946 und 1948 bekannten Streikaktionen. Aufgrund...
Streiks und Recht auf Streik in den Jahren 1968–69
Strikes and the right to strike in the years 1968–69
Jiří POKORNÝ
Central European Papers 2018, 6(1):87-95 | DOI: 10.25142/cep.2018.004
In der sozialistischen Tschechoslowakei waren Streiks kein Bestandteil des Rechtssystems. Im ideologischen System gab es für sie keinen Platz. Trotzdem existieren sie inoffiziell. Während des sog. Prager Frühlings fanden wesentliche Veränderungen statt, die die Macht der Kommunistischen Partei eingeschränkt hatten und die Einführung demokratischer Prinzipien unterstützten. Die bis zu diesem Zeitpunkt von der Kommunistischen Partei kontrollierten Gewerkschaften fingen an, solche Änderungen durchzusetzen. Ihre neu gewählten Vertreter stellten bald fest, dass es ohne Streiks und Streikdrohungen unmöglich war, wichtige Reformen durchzusetzen und vor dem...
Streiks in der DDR: Ursachen, Abläufe und Ausmaß
Strikes in the GDR: Causes, courses of action and dimensions
André STEINER
Central European Papers 2018, 6(1):97-114 | DOI: 10.25142/cep.2018.005
Im vorliegenden Beitrag wird auf den ersten landesweiten Streik im ehemaligen Ostblock eingegangen, der im Juni 1953 in der DDR stattfand, sowie auf dessen Ursachen und Folgen. Im Anschluss daran werden einzelne Probleme und Möglichkeiten von Streikaktionen in der frühen Nachkriegszeit und in der Zeit der sowjetischen Besatzung behandelt. Im Verlauf der sozioökonomischen Transformation der sowjetischen Besatzungszone in Deutschland hatte man sich teilweise der Streikaktionen bedient, um gegen private Unternehmen vorzugehen. In den frühen 1950er Jahren wurde jedoch nur wegen schlechter Arbeits- und Lebensbedingungen der Arbeiter gestreikt, oder wenn...
Arbeiterproteste gegen die Wirtschaftsreformen der 1960-er Jahre in Ostdeutschland und in Ungarn
Working-class protests against the economic reforms of the 1960s in the GDR and Hungary
Eszter BARTHA
Central European Papers 2018, 6(1):115-138 | DOI: 10.25142/cep.2018.006
Der Artikel befasst sich mit der Frage von Reaktion der Arbeiter in der DDR und in Ungarn auf die Wirtschaftsreformen der 1960er Jahre, also in der Zeit, als die kommunistische Leitung in beiden Ländern eine Politik eingeführt hatte, die zum höheren Konsum und größerer Verbraucherbefriedigung führen sollte. Diese Frage wird aufgrund von Fallstudien zu zwei Unternehmen behandelt: der Carl Zeiss Fabrik Jena in der DDR und der Rába in ungarischem Győr. Das wichtigste gemeinsame Merkmal der beiden Fallstudien ist, dass die Zeit der Wirtschaftsreform den festgesetzten politischen Konsensus gestört hatte, wobei sogar innerhalb der Partei nach Alternativen...
»In Jugoslawien kennen wir keine Streiks, haben aber einige selbstverwaltete Unterbrechungen der Arbeit.« Streiks im sozialistischen Slowenien vom Streik in Trbovlje bis zur Streikwelle in den späten achtziger Jahre
“We have no strikes in Yugoslavia, there are only some occasional self-managed work interruptions.” Strikes in socialist Slovenia from the Trbovlje miners strike in 1958 to the strike wave in the late 1980s
Jurij HADALIN
Central European Papers 2018, 6(1):139-156 | DOI: 10.25142/cep.2018.007
Arbeiterstreiks stellten im sozialistischen Jugoslawien ein verbreitetes Phänomen dar, obwohl es offiziell keine Streiks gab. Sie wurden als Arbeitsunterbrechung bezeichnet und wurden im System des jugoslawischen Selbstverwaltungssozialismus nicht als Teil des politischen Kampfes anerkannt, da die Arbeiter sonst offiziell an allen wichtigen Entscheidungen durch den sogenannten Selbstverwaltungsprozess beteiligt waren. Im Falle von Streiks ging es meistens um Spontanaktionen, die ohne Unterstützung von staat- und parteikontrollierten Syndikaten erfolgten. Ursache der Streikaktionen war gewöhnlich die Gewinnverteilung, die nicht für Grundinvestitionen...
Streikbewegungen und Arbeitsproteste im Protektorat Böhmen und Mähren
Strikes and working protests in the Protectorate of Bohemia and Moravia
Stanislav KOKOŠKA
Central European Papers 2018, 6(1):157-175 | DOI: 10.25142/cep.2018.008
Eine traditionelle Art der Streikbewegung, deren Ziel es war, bessere Arbeitslöhne zu erzielen, war hauptsächlich in der Anfangsphase der Nazi-Okkupation zu sehen. Zum Hauptgrund war die Inflation, wonach die Regierung des Protektorats bereits am 13. Juni 1939 mit einem Verbot von Streiks und Aussperrungsaktionen reagierte. Die Streikwelle hatte zwar auch nach diesem Datum fortgesetzt, aber dank Regierungsbeschlüsse über Lohnanpassungen wurde sie schnell abgebrochen. Streiks galten ab Anfang 1940 als Versuch, industrielle Produktion zu sabotieren. Streikfälle wurden anfangs von deutschen Militärgerichten verhandelt. Später fiel die Verfolgung von Sabotageaktionen...